Blockbau: Rundholz, Hälblinge, Kantholz - Stiftung Ferien im Baudenkmal

Blockbau: Rundholz, Hälblinge, Kantholz

Zeichnungen: Schule für Holzbildhauerei Brienz

Die scheinbar einfachere Form des Blockbaus setzte bereits gutes Handwerkzeug zur Holzbearbeitung und handwerkliche Erfahrung voraus. Im Gegensatz zur Bauart der Pfostenbauten, verlangt der Blockbau handwerkliches Geschick in der Holzbearbeitung, damit das Gebäude lange haltbar wurde. Das ideale geradstämmige Holz dazu findet man in den Nadelwäldern gebirgiger Regionen.

Der grosse Unterschied zu Pfostenbauten, der ältesten bekannten Bauart in der Schweiz, ist die Haltbarkeit. Bei den Pfostenbauten wurden die Pfosten in die Erde gerammt. Durch die Feuchtigkeit und den Kontakt mit Sauerstoff hatte das Holz eine kürzere Haltbarkeit und musste nach einigen Jahrzehnten erneuert werden. Durch das Mauern eines Steinsockels konnte die Haltbarkeit des Holzes deutlich erhöht werden. Das ist die eigentliche «Revolution» in der Konstruktionsweise.

Bauschema eines Blockbaus

Aber wie entsteht aus den im Wald gefällten Bäumen eine Hauswand?

Rundholz

Entrindet man die Stämme und baut sie dann Stück für Stück zur Hauswand auf, gibt es einen Rundholzblock. Damit die Hauswand regelmässig wächst, musste man bei langen Stämmen das dicke Ende jeweils kehren. Da es schwierig ist, die Fugen zwischen den Stämmen ganz zu schliessen, trifft man diesen Typ eher selten bei Wohnbauten. Eine Ausnahme bildet das Prättigau, wo Rundholzblockbauten als Wohnbauten häufig anzutreffen sind.

Der Rundholzblock wurde mehrheitlich für landwirtschaftliche Nutzbauten verwendet. Dort bevorzugte man die lockeren Blockbauten für Heustadel, um diese gut durchzulüften.

halblinge

Werden Bäume mit Keilen der Länge nach in zwei Hälften gespalten, entstehen Halblinge: Die Rundseite wird nach aussen und die glatte Spaltfläche nach innen gekehrt.

Kantholz

Begradigt man die Stämme, sodass alle Rundungen verschwinden, spricht man von rechteckigen Kanthölzern. Man findet noch Bauten aus dem 16. Jahrhundert oder früher, bei denen die Stämme mit der Axt bearbeitet wurden, eine schweisstreibende Handarbeit. Eines der ältesten Kantholzhäuser im Kanton Schwyz sowie in Europa ist das Haus Tannen aus dem Jahr 1341.

Seit dem 17. Jahrhundert verbreitete sich die Verarbeitung der Stämme mit mechanischen Sägen zu Balken, was für eine Zeit- und Kosteneinsparung beim Blockbau sorgte.

Blockbauten sind am einfachsten zu konstruieren, wenn die Hausgrösse der Stammlänge entspricht. Daher ist im Bereich des Blockbaus der Streuhof mit vielen, relativ kleinen Einzelbauten üblich. Jeder Bau hatte seine spezifische Funktion, neben dem Wohnhaus fand man oft weitere Stall- und Speicherbauten.

Gibt es eine innere Raumunterteilung, ist diese leicht an der Aussenwand mittels Vorstössen oder ‘Gwettköpfen’ zu erkennen, die in die Aussenwand eingenutet sind.

Blockbauten wurden teilweise von Mauerwerk eingehüllt, welche man als Mantelmauern bezeichnet. Diese hatten vielleicht die Funktion, die zugigen Holzbauten besser zu isolieren und abzudichten, eher jedoch kamen sie dem Wunsch nach, aus einem einfachen Holzhaus ein repräsentatives Steinhaus vorzutäuschen. So findet man im Graubünden in einem vermeintlichen Steinhaus öfters noch hölzerne Blockwände vor, wie beispielsweise in der Chesa Sulai in S-chanf.

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Freilichtmuseum Ballenberg. Auf dem Ballenberg werden Gebäude aus ländlichen Gegenden der Schweiz ausgestellt und erforscht, die der rasanten Bauentwicklung der 1960-80er Jahre weichen mussten. Das Freilichtmuseum trägt einen wichtigen Teil zur Erhaltung historischer Bausubstanz und der Vermittlung von Baukultur bei.

Quellen und weitere Informationen: Schweizer Bauernhäuser, Max Gschwend und Museumsführer Museum Ballenberg.